Auf der Insel Mainau sind die Besucher während der Orchideenschau im Palmenhaus häufig überrascht, dass es an manchen Stellen so intensiv duftet. Von einer Rose wird ein Duft erwartet – aber von einer Orchidee? Im Laufe der etwa 120-jährigen Züchtungsarbeit konzentrierte man sich allerdings auf die Blütengröße, ein breites Farbspektrum und Pflegeleichtigkeit, der Duft blieb dabei meist auf der Strecke.
Lockmittel sind abhängig vom Bestäuber
Während die Züchter die Ästhetik im Blick haben, geht es den Orchideen selbst um den Fortbestand ihrer Art. Dieser wird durch das Anlocken der Bestäuber durch unterschiedliche Reize gesichert: Mit einer duftenden Blüte locken Orchideen Bienen, Fliegen oder Schmetterlinge an. Die Orchidee passt sich hierbei allerdings ganz an den Rhythmus der Insekten an: So verströmt die Orchidee ihren Duft nur zu den Zeiten, in denen die Insekten auch unterwegs sind. Wird eine Orchidee beispielsweise von einem nachtaktiven Schmetterling bestäubt, ist sie tagsüber inaktiv und spart ihre Kraft für das Ausbringen von Duftstoffen in den Nachtstunden auf. Diese Orchideen haben in der Regel helle oder auch weiße Blüten, da diese im Gegensatz zu anderen Orchideen nichttagsüber durch ihre Farbenpracht bestechen müssen, um Insekten anzulocken. Ihren intensiven süßlichen Duft verströmen diese Orchideen die ganze Nacht hindurch. Beispiele hierfür sind Aerangis und Angraecum aus Afrika und Brassavola aus den amerikanischen Tropen.
Dagegen gibt es auch Blüten, deren Duft sich tagsüber durch die Sonneneinstrahlung intensiviert und so Bienen, die auf Nahrungssuche sind, anlockt. Diese Eigenschaft ist beispielsweise bei vielen Cattleya-Hybriden erhalten geblieben.
Allerdings gibt es bei den Düften zahlreiche Variationen und nicht jede Orchidee riecht für den Menschen angenehm. Einige Orchideen locken beispielsweise Aasfliegen mit einem fauligen Geruch an. Auch gibt es Blüten, die keine Duftstoffe produzieren, wie beispielsweise die rotblühende Cattleya Orchidee, die in der Regel von Kolibris bestäubt wird.
Duftende Orchideen für Zuhause
Auch der Topseller für heimische Fensterbänke, die Phalaenopsis-Hybride, hat einige „dufte“ Vorfahren, die vor allem auf den Philippinen heimisch sind, z.B. Arten wie Phalaenopsis bellina, P. violacea oder P. wilsonii. Aber in diesem Fall hat der Duft nur selten den Weg durch den Dschungel der Kreuzungen gefunden. Ausnahmen sind hier z.B. fruchtig-zitronig duftende Phalaenopsis 'Liodoro' und 'Sunny Smell'.

Die Orchideen-Gattung Bulbophyllum ist in diesem Jahr botanischer Schwerpunkt der Orchideenschau auf der Insel Mainau.Manche unter ihnen sind dafür berüchtigt, zu stinken wie tausend tote Elefanten oder faulige Früchte
Auch die heutigen Cymbidium-Kreuzungen gehen auf duftende Naturformen zurück. Ihren Ursprung haben die Cymbidium-Naturformen in den Gebirgen Südostasiens. Die filigranen Pflanzen weisen in der Regel hängende Blütenstände auf. Häufig sind sie auch auf alten Darstellungen aus China zu sehen, da ihnen zu Zeiten Konfuzius eine besondere Bedeutung beigemessen wurde. Auch heute betört und begeistert die Blüte der Cymbidium-Orchidee mit ihrem einzigartigen Duft und hinterlässt so einen nachhaltigen Eindruck. Auch bei der Gattung Oncidium gibt es phantastisch duftende Arten, wie z.B. Oncidium cheirophorum und O. ornithorhynchum. Entstanden sind aus diesen duftenden Arten Züchtungen wie z. B. Oncidium 'Tiny Twinkle', O. Sharry Baby 'Sweet Fragrance' oder O. 'Fragrancia'.
Eine andere, einmalig nach Kokos duftende Orchidee ist Maxillaria tenuifolia. Allerdings gelingt es bei ihr kaum, sie ein zweites Mal zu Hause zum Blühen zu bekommen.

Weitere duftende Schönheiten sind Bifrenaria harrisoniae, Dendrobium kingianum, Lycaste aromaticum und viele, viele andere….Bei der Pflege dieser Orchideen ist darauf zu achten, dass sich nicht alle für einen ganzjährig warmen Standort im Zimmer eignen. Manche wollen kühl oder temperiert kultiviert werden.
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10. April & 15. April 2025

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